Betreutes Wohnen – Zielgruppe: Frauen

Die Personen, die sich für das Betreute Wohnen entscheiden, haben andere Bedürfnisse als Menschen, die ein Pflegeheim wählen oder wählen müssen. Aufgrund der Altersstruktur in der Bevölkerung sind überdurchschnittlich viele Frauen pflegebedürftig oder im Betreuten Wohnen anzutreffen. Sie haben meist andere Voraussetzungen und Anforderungen als Männer.

Die meisten Menschen gehen in ein Pflege- oder Seniorenheim, wenn sie zuhause nicht mehr zurechtkommen. Sehr häufig sehen sich auch die Angehörigen gezwungen, Ehepartner, Eltern, Tanten, Onkeln oder auch die Großeltern ins Heim zu geben, weil sie mit der Pflege überfordert sind.

Anders im Betreuten Wohnen: Dafür entscheiden sich Personen, die in der Regel noch fit, selbständig und autark sind, sich aber Gedanken machen, wie ihr Leben aussehen könnte, wenn sie auf Unterstützung angewiesen sind. Die Entscheidung treffen sie häufig mit ihren Angehörigen zusammen. Sie wollen selbst entscheiden, wo und in welcher Wohnung sie leben wollen, sie wollen sich verkleinern und sie wollen sich rechtzeitig ein neues Umfeld aufbauen, solange sie das noch bewußt und aktiv können.

Natürlich gibt es (Ehe-)paare, die zwar schon älter sind, aber sich einer zukünftig möglicherweise notwendigen Unterstützung bewußt sind, die sich für das Wohnen mit Service oder betreutem Wohnen entscheiden. Sehr häufig sind es aber alleinstehende Frauen. Sie sind in der Mehrzahl und haben besondere Voraussetzungen:

Meistens ist ihr Einkommen niedriger als das der Männer. Sehr häufig sind sie von der (Witwen-)Rente ihres Mannes abhängig.

Putz- und Aufräumarbeiten gehören üblicherweise zu den Tätigkeiten von Frauen. Sie optimieren den Haushalt, um diesen effizient und kostengünstig betreiben zu können.

Frauen sind es gewohnt, sich sozial einzubringen. Sie haben Kinder aufgezogen, die Familie umsorgt und sich um ihre Eltern im Alter gekümmert. Soziales Engagement und das sich Kümmern um Andere ist für sie selbstverständlich.

Backen, Kochen, Garteln, Handarbeiten u.ä. gehört für sie zum Alltag und die meisten Frauen sind Experten in diesen Disziplinen.

Diese Faktoren sind meines Erachtens bislang im Bau von seniorengerechten Wohnungen viel zu wenig beachtet: Für mich stellen sich daher folgende Forderungen an den Bau von Wohnungen und Gemeinschaftsflächen im Betreuten Wohnen:

  • Kostengünstige, kleine Wohnungen, die optimiert und flexibel gestaltet sind und individuell möbliert werden können
  • Funktionelle, raumsparende Bäder, die wohnlich wirken. Keine Waschanlagen für Menschen!
  • Einbindung der älteren Personen in die Auswahl, Gestaltung und Einrichtung von Gemeinschaftsräumen, auch Außenbereich
  • Viele und große gemütliche Gemeinschaftsräume, insbesondere Küchen und Wohnräume, die ein gemeinsames Kochen, Backen, Handarbeiten und Essen, Musizieren, Gespräche und Veranstaltungen ermöglichen. Aber auch Werkstätten für Bastelarbeiten aller Art
  • Gemeinsame Waschräume, in denen Wäsche gewaschen und getrocknet werden kann, nicht nur maschinell, sondern auch manuell. Auch Bügeln und Mangeln sollte dort möglich sein. Sie sind zudem als Begegnungsstätten wichtig
  • Wenig oder einfach bedienbare Technik in den Räumen, auch bei Türsprechanlage
  • Kellerabteil, weil gerne Erinnerungen aufgehoben werden wollen, selbstgemachte Vorräte eingelagert werden
  • Serviceleistungen können möglicherweise auf ein Minimum beschränkt werden, da sich diese Zielgruppe gerne gegenseitig hilft